Wir trafen uns freitags abends in Goslar am Bahnhof und suchten uns dort eine Pizzeria, in der wir erstmal etwas zu Essen und zu trinken bestellten. Mit insgesamt fünf Personen waren wir eine relativ kleine Gruppe, aus der ich alle kannte. Nach der schnellen Vorstellungsrunde begaben wir uns an die Tourenplanung. Die Möglichkeiten der Gebietsdurchquerung waren vielfältig und natürlich führte ich den Berg „Schalke“ an, den wir beim letzten Mal, als ich 2016 dabei war, ausgelassen hatten. Wir entschieden uns dann aber doch für eine etwas andere Route. Dieses Mal hatten wir wirklich schon Schnee.
In der JH Goslar angekommen, trafen wir noch ein paar Absprachen, bevor wir uns am Samstag mit einem Frühstück im herrlichen Speisesaal stärkten, in dem das Parkett bei jedem Schritt knatschte und quietschte. Danach konnten wir uns ein letztes Mal in der Zivilisation waschen, bevor wir dann zu Fuß in Richtung Okertal aufbrachen. Es war trocken und bewölkt und manchmal schneite es ein bisschen. Bei Oker sahen wir schon bald die ersten Klippen am Hang, die hier Mausefalle, Hexenküche und Treppenstein heißen. An den Stempelstellen der Harzer Wandernadel musste für meinen Stempelpass eine kurze Pause eingelegt werden. 😊
Bei sonnigem Wetter wäre die Aussicht im verschneiten Okertal sicherlich besser gewesen, aber auch so hatten wir Spaß und gingen langsam, um möglichst nicht ins Schwitzen zu kommen, die Berge hinauf. Auf den Ahrendsberger Klippen (586 m) suchten wir in der Nähe der Schutzhütte nach einem geeigneten Lagerplatz. Mit Jeannine zog ich los um eine Quelle aufzusuchen und die Wassersäcke zu füllen. Wir gingen querfeldein um letzten Endes der Quelle bis zu einem Überlauf am Weg zu folgen. Die anderen drei hatten in der Zwischenzeit das Tarp aufgebaut. Dann schmissen wir die Kocher für Teewasser und das Abendessen an. Es gab Couscous und Mii-Nudeln. Gegen 18 Uhr waren wir in unseren Schlafsäcken verschwunden. Man konnte sogar einen Waldkauz immer mal wieder in der Nacht rufen hören. Manche Schlafsäcke waren einigermaßen dick, aber trotzdem froren wir alle, weil gerade von unten die Kälte in uns hochkroch, sodass es für alle eine nicht so angenehme Nacht war. Vor allem Julian und ich waren mit Pinkelpausen, Umzügen in den Biwaksack und später wieder hinaus gut beschäftigt. ;-)
Am nächsten Morgen machten wir Tee und Kaffee, um uns wieder aufzuwärmen und aßen Couscous von gestern oder Müsli. Bis wir endlich unterwegs waren, war es dann schon locker kurz nach zehn. Um etwas warm zu werden, suchten wir uns einen etwas längeren Weg zu unserem nächsten Biwakplatz aus. Wir hatten am Vorabend keine genaue Planung gemacht und diese hätten wir sowieso über den Haufen werfen müssen, da die folgende Nacht noch kälter werden sollte. So wäre eine Schutzhütte die etwas niedriger gelegen und nicht so exponiert wäre sicherlich eine bessere Wahl. Wir hatten zwei Hütten als Option. Als wir bei Schneegriesel gegen 15.30 Uhr die Hütte in der Nähe des Riefenbachtals bei Bad Harzburg erreichten, waren wir erfreut. Diese war von drei Seiten zu und bot Platz für fünf Personen zum Schlafen. Wir fingen sofort an die Tarps davor zu spannen und Teewasser und Essen zu kochen. Das Kochen von Wasser kann nämlich ganz schön lange dauern. Heute gab es wieder Couscous und Mii-Nudeln, aber für die jeweils andere Gruppe. Und nein, wir haben uns nicht im Vorfeld abgesprochen. Gegen 20 Uhr lagen wir in unseren Schlafsäcken und hofften darauf, dass die präparierte Hütte uns guten Schutz bot. Es wurde wieder eine sternenklare und kalte Nacht. Wie wir herausgefunden hatten, sagte der Wetterbericht für Bad Harzburg in der Nacht −13° C an, sodass wir froh waren hier etwas geschützter untergekommen zu sein. In dieser Nacht schliefen alle besser, weil es für uns viel wärmer war. Ein paar Schichten Kleidung mehr, ein weiterer Schlafsack im Schlafsack und eine „Wärmflasche“ in Form einer heißen Trinkflasche haben gute Dienste geleistet.
Dennoch hatten wir morgens steif gefrorene Schuhe, Handschuhe und Socken. Das Frühstück wurde verschoben. Wir kochten mit dem Wasser des Baches lediglich einen Tee, packen alles zusammen und ließen uns um kurz nach neun von Richard nach Bad Harzburg führen. Er hoffte darauf, dass der Weg ausgeschildert war, was er auch war, aber aufgrund von Forstarbeiten mussten wir doch eine andere Variante nehmen. Nicht, dass wir nicht zwei Karten dabei gehabt hätten, aber bei den vielen Wegabzweigungen, Parallelwegen und Schildern war es schon fast wieder zu unübersichtlich. 😊
Gegen zehn Uhr kehrten wir ins Café Wolf ein und bestellten einen XL-Kakao und belegte Brötchen. Die erstaunten Blicke der frühstückenden Rentner über eine Gruppe mit so viel Gepäck waren inklusive. Inklusive waren auch die wohlige Wärme und eine schöne Abschlussrunde.
Trotz der manchmal etwas kühlen Stunden im Schlafsack waren wir alle der Meinung, dass es ein lehrreiches und tolles Wochenende war.
Und ich schließe mit den Worten meines letzten Berichts vom Winterbiwak 2016: Da wir den geplanten Stop auf Schalke (762m) nun nicht realisieren konnten, müssen wir wohl noch einmal wiederkommen.
Nachtrag: Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels kann die Autorin hinzufügen, dass sie privat nun den Aufstieg auf „Schalke“ geschafft hat. Aber auch dieses nun erfüllte Reiseziel wird sie von weiteren Ausflügen in den Harz nicht abhalten.